Geschichtsstunde

Virneburg, ein Ort mit langer Historie

Die Entstehung und Geschichte des Ortes Virneburg liegt ziemlich im Dunkeln. In den alten Urkunden ist nur die Rede von der Burg bzw. der Grafschaft Virneburg. Der Name des Dorfes wird nicht erwähnt. Die Menschen, die dort leben, werden höchstens mal erwähnt als „die Bewohner im Tal“. Aber der Werdegang des Ortes ist natürlich eng verbunden mit der Geschichte der Burg, beide tragen ja auch denselben Namen. Er wird meist so erklärt:

vier Berge und eine Burg = Virneburg

Die Grafen von Virneburg

Im Jahre 938 dringen die Ungarn vom Rhein her bis in die Eifel vor. Bei Kaisersesch stellt sich ihnen der Pfalzgraf Hermann unter Kaiser Otto I. (936 – 973) entgegen. Die Virneburger, die auf seiner Seite kämpfen, tun sich besonders hervor. Für ihre tapferen und treuen Dienste erhalten sie als Belohnung das Recht, ein Wappen zu führen. Sie wählen Rauten, weil die aussehen wie die Schilder der Ungarn.

Erstmals wird ein Virneburger Graf in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Poppo im Jahre 1042 erwähnt. Dort heißt er „Bernardus de Wirnenburg“. Zehn Jahre später, anno 1052, wird er in einer Urkunde des Erzbischofs Eberhard „Bern. de Virneburg“ genannt.

Die Macht der Virneburger wächst ständig. Bei vielen Händeln der damaligen Zeit mischen sie mit. Vom 13. bis zu Anfang des 15. Jahrhunderts sind sie eines der reichsten Adelsgeschlechter im Westen des heutigen Deutschlands. Außer ihrem Kernland besitzen sie noch zahlreiche Vogteien, als Pellenzgrafen beherrschen sie einen großen Teil der Pellenz und des Maifeldes. Ihre Güter reichen von der Mosel bis zur Ahr, von den Ardennen bis zum Westerwald.

Ihre Politik ist es auch, möglichst vielen Söhnen und Töchtern ein kirchliches Amt zu verschaffen. Äbtissinnen, Äbte, Domkapitulare und Bischöfe entstammen ihrem Geschlecht und verhelfen ihm zu großem Einfluss.

14. Jahrhundert: Der Höhepunkt der Macht

Am 5. Juni 1288 nehmen Graf Heinrich I von Virneburg und seine beiden ältesten Söhne Ruprecht und Heinrich an der Schlacht bei Worringen teil. Bei dieser Schlacht geht es um die territoriale Vorherrschaft am Niederrhein. Als Verwandte der Jülicher und Klever Grafen stehen sie auf der Seite des Herzogs von Brabant gegen den Erzbischof Siegfried von Köln.

Unter Heinrich I ist die Grafschaft Virneburg wohl bedeutend im Rheinland geworden. 1289 muss er gestorben sein, sein ältester Sohn Ruprecht wird sein Nachfolger (auch als Robert II in den Urkunden geführt ). Er ist mit König Adolf verwandt, bei dessen Krönung in Aachen er dabei ist. Sein Bruder Heinrich schlägt schon bald nach der Schlacht bei Worringen die kirchliche Laufbahn ein. Bei o.g. König Adolf von Nassau wird er Kaplan (1291 – 1298), dann Domherr (Kanonikus) in Trier, danach Dompropst in Köln. 1300 wird er zum Erzbischof von Trier gewählt, vom Papst Bonifazius VIII aber nicht bestätigt. Schließlich kann er den Kurfürstenstuhl in Köln besteigen, diesmal durch Papst Clemens V bestätigt und 1306 eingeführt.

Die Politik des Virneburgers ist nicht sonderlich glücklich, aber dennoch hat er den Namen der Virneburger bekannt ja berühmt gemacht durch die Fortführung des Dombaus zu Köln. Ist das Geld knapp, wird der Bau eingestellt. Heinrich sorgt dafür, dass der Dombau wieder in Gang kommt. Am 27. September 1322 weiht er den Chor des Domes ein. Ihm zu Ehren gibt es zwei Fenster im Kölner Dom mit dem Wappen der Virneburger: eines im mittleren Obergaden, das zweite im Jakobusfenster der Johanneskapelle. 1332 stirbt Heinrich II und wird in der Barbarakapelle im Bonner Münster begraben.

Zu einem der größten deutschen Männer seiner Zeit wird Heinrich III, Sohn des Virneburger Grafen Robert II und Neffe des Kölner Erzbischofs Heinrich II. Er steigt zum Kurfürsten und Erzbischof von Mainz empor. Mainz ist im Mittelalter das größte Bistum nach Rom, viel größer als das heutige Bistum. Der Mainzer Kurfürst ist gleichzeitig der Erzkanzler des Reiches. Einberufung zur Reichsversammlung und Durchführung der Kaiserwahl gehören zu seinen Aufgaben.

Heinrich III war 25 Jahre Kurfürst von Mainz (1328 – 1353), aber nur zehn Jahre hat er die wirkliche Macht ausgeübt (1336 – 1346).

Zwei Kurfürsten stammen im 14. Jh. aus Virneburg. Sie beherrschen das Rheinland, in dem damals Reichsgeschichte geschrieben wird. Im selben Jahrhundert wird ein Grafensohn aus Virneburg namens Johann erst Bischof von Münster danach Bischof von Utrecht (1364 – 1371).

Auf der Virneburg selbst finden wir mit Robert IV (1383 -1445) einen Grafen vor mit beträchtlichen Lehngebieten, jedoch mit wenig Eigengut. Ein Umstand, der für den Niedergang in den kommenden Generationen eine wichtige Rolle spielen wird.

Virneburg fällt an Löwenstein-Wertheim

Zunächst besitzen die Virneburger Grafen noch bedeutende Lehen in der Pellenz. Die Gemeinsamkeit von Rechten führt zu häufigen Streitigkeiten zwischen Trier und Virneburg. Als zu Anfang des 15. Jh. die Virneburger in Monreal aussterben, nutzt Kurtrier dies als Anlass, Monreal als erledigtes Lehen zu erklären und einzuziehen, obwohl auf der Virneburg noch männliche Verwandte leben.

Am 28.12.1545 stirbt mit Graf Kuno auch auf der Virneburg das Geschlecht im Mannesstamm aus. Kurtrier zieht daraufhin den größten Teil der Grafschaft ein. Der Rest der einst so mächtigen Grafschaft besteht nur noch aus den Kirchspielen Wanderath, Weiler, Nachtsheim und Retterath. Über Kunos Witwe gelangt die Grafschaft zunächst an das Haus Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein, dann an Manderscheid-Schleiden. Aus diesem Hause stammt Joachim, spanischer Gouverneur in Luxemburg. Er erbt Virneburg.

Nach seinem Tod 1582 wählt seine Witwe, Gräfin Magdalena von Nassau-Wiesbaden zu Virneburg, die Virneburg als Witwensitz aus. Ihr Sohn, Junggraf Philipp Dietrich, stirbt 1590 in seinem 19. Lebensjahr bei einem Duell in Padua. Wieder kommt es zu Erbstreitigkeiten. Schließlich fällt das Erbe an eine der sechs Töchter, an Anna Salome. Die tauscht das Erbe Virneburg gegen Kronenburg mit ihrer ältesten Schwester Elisabeth, Gemahlin des Grafen Christoph Ludwig von Löwenstein-Wertheim. Das Geschlecht nennt sich nun Löwenstein-Wertheim-Virneburg. Ins Wappen kommt über die sieben Rauten der Virneburger jetzt der Löwe von Löwenstein-Wertheim (1615).

Gräfin Magdalena stirbt am 17.4.1604 auf der Virneburg. In Wanderath wird ein evangelischer Gottesdienst gehalten, in der Pfarrkirche wird sie beigesetzt und erhält ein prachtvolles Grabmal neben dem Altar. Noch 1830 steht das Kunstwerk im Chor der Kirche, dann wird es in die Vorhalle der Kirche versetzt.

Im dreißigjährigen Krieg erleidet die Grafschaft schwere Verwüstungen durch die Schweden. Für kurze Zeit verliert Wertheim den Virneburger Besitz, erhält ihn aber 1648 durch den Westfälischen Frieden zurück. Die Burg hat den Krieg zwar überstanden, sie muss aber schon im Jahre 1623 in einem schlechten baulichen Zustand gewesen sein. Obwohl sie noch bewohnt ist, sind Reparaturen unbedingt nötig. Anno 1663 wird sie sogar teilweise für baufällig erklärt. Es kommt noch schlimmer. Die Franzosen rücken ein und schießen 1689 die Burg in Brand. Das stolze Gebäude liegt in Trümmern.

Nach der Zerstörung der Burg (1689) scheint es in Virneburg keine Kapelle mehr gegeben zu haben. Am 12. Juli 1694 richten die Bewohner der Tales (der Ort Virneburg) ein Bittgesuch an den Grafen von Virneburg (Graf Eucharius Kasimir von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) eine neue Kapelle errichten zu dürfen, was im August genehmigt wird.

Der Ort Virneburg

Den Menschen im Ort Virneburg, der oft nur Flecken genannt wird, dürfte es nicht gut ergangen sein. Gewerbe gibt es nicht, auch die Landwirtschaft gibt nicht viel her. Es ist bekannt, dass die Getreidearten der damaligen Zeit nicht ertragreich waren, das Vieh ist viel kleiner als das heutige. Der Ertrag an Fleisch und Milch ist also viel geringer, zumal das Vieh auch als Zuggespann Dienst leisten muss.

Der Ort Virneburg ist sehr klein, 1623 werden 70 Untertanen gezählt. Die Not der Eifel herrscht auch in Virneburg. So schreiben z. B. am 10. Feb. 1668 die Einwohner des Tals einen Brief an die Grafen von Löwenstein-Wertheim (Urk. Nr. 34 898 LHA Koblenz). Sie bitten um die Ausgabe von Brandholz, da sie zu arm wären, sich anderswo Holz zu kaufen und sie nicht wissen, wie sie den harten Winter überleben sollen.

Virneburg unter französischer Herrschaft

Im Herbst 1794 dringen die französischen Revolutionsheere bis zum Rhein vor. Das linke Rheinland fällt an Frankreich (Friede von Campo Formio 1797), die Abtretung wird 1801 völkerrechtlich besiegelt.

Die Franzosen schaffen eine total neue politische Ordnung. Nicht nur der Besitz des Bistums Trier wird konfisziert, auch die gräflichen Güter der Wertheim-Virneburger werden verkauft. Für den Verlust des linksrheinischen Besitzes werden die Grafen entschädigt, sie heißen von nun an Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Käufer der Virneburgischen Güter sind der Rentmeister und Gutsbesitzer Becker zu Virneburg und der Gutsbesitzer Dahm zu Bürresheim.

Mit den Franzosen endet in Virneburg die Grafenherrschaft. Stattdessen gehört Virneburg nun zum Departement Rhin et Moselle mit Hauptstadt Koblenz (vergleichbar mit Regierungsbezirk), zum Arrondissement Bonn (etwa Kreis) und Kanton Virneburg (etwa Bürgermeisterei). Virneburg bleibt also Amtssitz und behält seine regionale Bedeutung.

Der Kanton umfasst die Pfarreien Blasweiler, Boos, Langenfeld, Nachtsheim, Niederheckenbach, Retterath, Wanderath und Weiler, ebenso die Dörfer Jammelshofen (Pfarrei Kaltenborn) und Bermel (Pfarrei Ürsfeld). Als Kantonsort besitzt Virneburg ein Friedensgericht. Etwa 5500 Einwohner hat der Kanton, der Ort selbst zählt etwa 240 Einwohner mit 43 Häusern. Die Virneburger Gemarkung umfasst 97 ha Ackerland, 42 Hektar Wiesen und 274 ha Waldungen. Die Erbuntertänigkeit wird beseitigt, es gilt gleiches Recht für alle, dennoch bleiben die Bewohner arm. Kirchliche und weltliche Gebiete sollten in ihren Grenzen in etwa übereinstimmen. Also ein Departement mit einem Bistum, ein Kanton mit den Pfarreien.

Vom 19.8.1802 bis zum Ende des Jahres 1807 ist Johann Kaufmann Bürgermeister in Virneburg, ein gebildeter Mann, der mehrere Sprachen beherrscht.

Virneburg im 19. Jahrhundert

Die Völkerschlacht zu Leipzig bedeutet das Ende der zwanzigjährigen Franzosenherrschaft. Das Rheinland fällt an Preußen, die politische Gliederung durch Napoleon wird weitgehend beibehalten. So wird Virneburg Sitz einer Bürgermeisterei. Das Amt besteht aus den Pfarreien Wanderath, Langenfeld und Retterath. Es ist ein armes Amt im ebenso armen Kreis Adenau.

Die Eifel insgesamt gilt im 19. Jh. als das Armenhaus Preußens. Zwei Drittel der Bevölkerung kann sich nur einmal im Jahr Fleisch leisten, und zwar an Kirmes. Fast alle Bauern sind verschuldet. So bleibt den verzweifelten Menschen oft nur ein Ausweg: auswandern nach Amerika.

Der Bekannteste unter ihnen ist wohl Nikolaus Frett. Auf Blumenrath geboren (hier standen einige Häuser), hat er in Virneburg gelebt, 1838 ist er Wirt auf Kreuznick und wandert 1841 nach Amerika aus. In der Nähe von Chikago lässt er sich nieder, sein Sohn wird ein wohlhabender Mann. Ihre Briefe, die vom Wohlstand in der neuen Welt berichten, sorgen dafür, dass viele Bekannte, auch Virneburger, nachfolgen. Es entsteht eine blühende Siedlung, die nach Johann Frett den Namen Johnsburg erhält und heute eine Kleinstadt ist.

Virneburg im 20. Jahrhundert

Zu Beginn dieses Jahrhunderts ist für die meisten der Virneburger Bewohner die Landwirtschaft die einzige Erwerbsquelle, so wie es in den meisten Eifeldörfern ist. Aber im Gegensatz zu ihnen ist Virneburg (noch) Amtssitz.

Im Jahre 1901 wird für die Bürgermeisterei Virneburg ein neues Amtsgebäude errichtet. Die Amtspersonen und ihre Familienmitglieder gelten im Dorf als gut gestellte Personen. Die übrigen Beschäftigten des Amtes haben zwar ein kleines aber sicheres Einkommen, um das sie von den meisten Dorfbewohnern beneidet werden. Außer dem Bürgermeisteramt gibt es eine Polizeistation, ein Postamt, ein Forstamt und eine Schule.

Zu Anfang des Jahrhunderts „liefert“ Virneburg überdurchschnittlich viele Briefträger und Telegrafenarbeiter. Für das Jahr 1909 gibt der Chronist für Virneburg 14 Briefträger und 5 Telegrafenarbeiter an (Schulchronik I, S. 15). Er stellt auch fest, dass 1911 viele Autos den Ort passieren, durchschnittlich 4 – 6 am Tag. Der berühmteste Passant fährt in diesem Jahr am 19. Oktober durch den Ort, Kaiser Wilhelm II. Alle Bewohner des festlich geschmückten Ortes stehen Spalier und huldigen seiner Majestät. Von dem Ereignis wird eigens eine Postkarte angefertigt.

Am 19. Jan. 1911 wird die Burgruine verkauft. Für 1080 Mark kommt sie in den Besitz des Vereins für Denkmalpflege.

Auch die Schafzucht war in dieser Zeit für Virneburg bedeutend. Heute erinnert nur noch der Name Schafberg daran. Im Jahre 1912 jedoch besitzt der Ort 275 Schafe, bei 235 Einwohnern. Ein von der Gemeinde gewählter Schafhirte ist für die Tiere zuständig. Dafür erhält er 360 Mark und für je 7 Schafe, einen Zentner Kartoffeln sowie ein Malter Roggen. Abends erhält er bei einem der Schafbesitzer ein Abendbrot und Futter für den Hund. Bleibt er nachts auf dem Feld, muss das Essen dorthin gebracht werden. Im Winter müssen die Schafhalter die 25 Tiere des Schafhirten durchfüttern. (Schulchronik I, S.21)

In der Einwohnerzahl sinkt Virneburg. Hatte es im Jahre 1900 noch 254 Einwohner, so fällt die Zahl bis zur nächsten Volkszählung auf 237. Der Chronist sieht die Ursache darin, dass viele junge Leute nach Köln, Essen oder Mayen ziehen. Insbesondere verlassen die Mädchen den Ort, um Arbeit zu finden (Schulchronik I, S. 14).

Der 1. Weltkrieg

Nicht nur Bürgermeister Dr. Foppen, der erst im Juni 1914 sein Amt angetreten hatte, muss zur Truppe. Auch die jungen Männer des Ortes werden eingezogen. Alle Pferde des Ortes, bis auf zwei, werden von der Armee beschlagnahmt. In der Nacht nach dem 3. Aug. 1914 werden in Virneburg 220 Mann mit 350 Pferden einquartiert einen Tag später folgen weitere 80 Mann mit 130 Pferden.

1915 werden alle Männer bis 45 Jahre eingezogen. Arbeitermangel und steigende Lebensmittelpreise sind die Folge. In diesem Jahr bezieht am 1. Nov. die Polizei ihr neues Gebäude gegenüber dem Bürgermeisteramt.

Im Jahr 1916 wird der zu Virneburg gehörende Teil der Blumenrather Heide in Kultur genommen. 30 Morgen werden mit Hafer besät.

Am 7. März 1916 sind in dem früheren Hotel 30 russische Kriegsgefangene untergebracht. Sie fällen Holz, schälen Lohe, bessern Wege aus und helfen in der Landwirtschaft. Später werden die russischen Gefangenen durch neue ausgetauscht.

Die Not in der Bevölkerung wächst. Im Juni erhalten die Virneburger Zuckerkarten. Fleisch, Speck oder Fett gibt es fast nicht mehr zu kaufen. 1917 steigen die Preise um ein Vielfaches. Städter kommen auf Hamsterfahrt nach Virneburg. Gewerbliche Produkte gegen Lebensmittel wie Eier und Speck, sonst geht nichts. In der Not rauchen die Männer Brombeerblätter, Hülsen von Buchweizen oder Maikräuter. Auf der Blumenrather Heide werden Roggen und Flachs angebaut. Im nächsten Jahr (1918) wird der Lebensmittelwucher noch schlimmer.

Zum Ende des Krieges hin (16. Nov. 1918 Waffenstillstand) kommen zurückmarschierende deutsche Einheiten durch Virneburg. Eine Einquartierung folgt der anderen. Wiederholt sind es 1400 Mann.

Vom 14. – 16. Dez. 1918 ziehen amerikanische Regimenter durch Virneburg. 600 Mann werden im Ort einquartiert.

Ereignisse in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Am 19. Jan.1919 finden Wahlen zur deutschen Nationalversammlung statt. In Virneburg gehen von 142 Wahlberechtigten 134 zur Wahl.

Am 21. Juli 1922 fährt die letzte Postkutsche von Virneburg nach Mayen. Die Postkutsche wird abgelöst von einem Postomnibus der Marke Daag, fährt aber nur mittwochs und freitags in der Woche. Erst ab dem 15. Mai 1927 wird es täglich von Mayen nach Adenau fahren.

Der Februar 1924 bringt Virneburg das lang ersehnte elektrische Licht.

Am 1. Juni 1925 übernimmt Oberlandjäger Besser aus Osnabrück die neu errichtete Landjägerstelle in Virneburg. Im ehemaligen Bürogebäude der Grube Bendisberg richten Andernacher Sportsleute eine Jugendherberge ein. Gastwirt Keppler errichtet 1926 ein großes zweistöckigen Haus an der Brücke, das „Gasthaus zur Post“.

1927 bringt der Bau des Nürburgringes Arbeitstellen nach Virneburg. Viele werden dort beschäftigt und auch in Virneburg selbst herrscht eine rege Bautätigkeit (zwei Häuser auf der Au).
Mit der Fertigstellung des Nürburgringes hört aber jede Verdienstmöglichkeit auf. Zu Beginn des Winters kommen samstags 400 Arbeitslose nach Virneburg, um an der Gemeindekasse des Amtes ihre Unterstützung abzuholen. Sie lassen dabei auch viel Geld in den hiesigen Geschäften und Wirtschaften.

1929 wird die alte Nitzbrücke gesprengt. Die Adenauer Firme Leydinger errichtet eine neue breitere Brücke. Statt des Eisengeländers wird eine Schutzmauer gebaut.

Auf Anregung des Bürgermeisters bildet sich in Virneburg eine Freiwillige Feuerwehr.

Das Jahr 1932 bringt ein Ereignis von großer Bedeutung. Der Kreis Adenau wird am 1. Okt. aufgelöst. Die Ämter Adenau, Antweiler und Brück kommen zum Kreis Ahrweiler, die Ämter Virneburg, Kempenich und Kelberg kommen zum Kreis Mayen. Das Amt Virneburg bleibt vorläufig noch bestehen.

Auch das Jahr 1934 bringt Virneburg nichts Gutes. Am 1. April wird das Amt Virneburg aufgelöst. Die Gemeinden der Pfarrei Langenfeld und Wanderath kommen zum Amt Mayen Land. Die Pfarrei Retterath kommt zur Hälfte zum Amt Kelberg. Damit verliert Virneburg nun endgültig seine besondere Bedeutung, die es Jahrhunderte lang innehatte. Das Standesamt für die Gemeinden in den Bezirken Langenfeld und Wanderath bleibt zunächst in Virneburg, doch schon am 1. Januar 1936 wird es nach Mayen verlegt.

Die Zeit von 1935 bis 1945

Im Jahr 1935 können Virneburger Arbeiter im Straßenbau Geld verdienen. Von der Nitzer Mühle bis durch den Ort wird die Straße neu geteert. Dann wird von Kreuznick nach Virneburg ein neues Verfahren ausprobiert, die Straße erhält eine Betondecke. Das leer stehende Gebäude der Bürgermeisterei wird an den Frauenarbeitsdienst vermietet. Dreißig Frauen sind dort untergebracht, sie helfen von Kürrenberg bis Herresbach in der Landwirtschaft, bei alten Leuten oder in Haushalten wo die Mutter krank ist.

1937 setzt die Grube Bendisberg die Erzbergwerke am Bleiberg, im Weidseifen und in St. Jost wieder in Betrieb. Verdienstmöglichkeiten für viele Virneburger.

Als im Jahre 1939 der Krieg ausbricht, zählt man in Virneburg 2 Personenkraftwagen, einen großen und eine kleinen Omnibus. Bis auf den kleinen Bus werden die Fahrzeuge von Staat eingezogen. Während des Krieges werden auch zwei Glocken aus der Kapelle zum Einschmelzen zu Waffen eingezogen. Erst 1936 waren sie eingeweiht worden, weil von den beiden Glocken aus dem Jahre 1707 eine gerissen war. Nur eine kleine Stahlglocke wird bis zum 16.12.1956 läuten. Dann erhält die Kapelle zwei neue Bronzeglocken.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges besitzt der Ort 2 Bäckereien, 3 Lebensmittelgeschäfte und 2 Gaststätten. Auch Postamt, Forstamt und Gendarmerie sind im Ort.

Die Schrecken des Krieges erlebt der Ort am 7. Februar 1945. Bomben fallen auf das Dorf. Gottlob treffen sie aber keine Menschen. Am 8. März rücken die Amerikaner kampflos in Virneburg ein. Die Nitzbrücke, die vorher von der deutschen Wehrmacht gesprengt werden sollte, bleibt unversehrt. Die Amerikaner lassen mehrere Häuser räumen und nehmen dort Quartier. Nach 14 Tagen sind sie weg, die Häuser sind alle heil, es fehlen jedoch einige „Souveniers“. Ab Sommer gehört der Ort zur französischen Besatzungszone. Nach und nach kehren die Männer aus der Gefangenschaft zurück.

Der Bergbau

Schon zu Römerzeit soll es Bergbau im Nitztal gegeben haben. Aus der Grafenzeit finden sich Spuren in der Schweinskaul und in der Mirkdell bei der Blumenrather Heide. Im vorigen Jahrhundert wird Bergbau am Bleiberg, im Weidseifen und am Weg in Richtung St. Jost (gegenüber der heutigen Kläranlage) betrieben. Die Eingänge sind noch heute zu sehen.

Die bedeutendste Abbaustelle ist die Grube Bendisberg bei St. Jost. Von 1900 bis 1904 wird sie durch eine holländische Gesellschaft aufgeschlossen und betrieben. In den Gruben arbeiten unter einem Bergdirektor ein Obersteiger, zwei Steiger, ein Waschmeister und ein Schichtmeister. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dez. 1904 brennt die Aufbereitung in St. Jost nieder. Wegen des großen Brandschadens (125 000 Mark) wird der Betrieb still gelegt. Die Grubenbelegschaft beträgt zu dieser Zeit 120 Mann, davon arbeiten 34 in der Aufbereitung. Die Grube liefert wöchentlich vier bis sechs Waggons gewaschene Blei- und Blenderze. Obwohl sie nur wenige Jahre besteht, so bringt sie doch Wohlstand nach Virneburg. Der Gemeinde bringt sie pro Monat 1500 Mark Arbeitslohn ein ( Schulchronik I, S.10).

Im Aug.1915 wird das Bergwerk an die Bergwerkgesellschaft „Silbersand“ in Bürresheim verkauft. Die vorhandenen Eisenteile der Aufbereitungsanstalt werden abmontiert. Der schwere Dampfkessel war bereits zuvor auf Baumstämmen nach Bürresheim gerollt worden. Auf Grund von Berechnungen und wegen Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches wird am 26. April 1937 die Grube wieder aufgenommen. Sie befindet sich nun im Besitz der AG des Altenberg (Overath-Untereschbach). Über Tage befindet sich in St. Jost eine Mannschaftskaue mit Magazin und eine Grubenschmiede. 1938 folgen eine Transformatorenstation, die durch eine Hochspannungsleitung an das RWE – Netz angeschlossen ist, sowie ein kleines Maschinenhaus mit Turbokompressor.

Auch wenn die Grube auf Langenfelder Gebiet liegt, so befindet sich das Steigerhaus mit Büro in Virneburg auf dem Sur. Wegen der Kriegsereignisse wird am 31. Dez. 1940 die Grube wieder stillgelegt. Man hat zu wenig Lastwagen, um das Erz abzutransportieren. Ende 1948 beantragt die AG des Altenbergs die Wiederinbetriebnahme. In der Grube Bendisberg erzielt man 1955 die Spitzenleistung von 4272 t Blei-Zink-Haufwerk. Die Belegschaft beträgt 42 Mann, davon sind 11 Männer aus Virneburg.

Ende 1956 muss man jedoch erkennen, dass die Lagerstätte auch in St. Jost abgebaut war. Am 11. Mai 1957 wird der Grubenbetrieb eingestellt. Alle Arbeiter können zwar auf der Grube Lüderich in Untereschbach weiter arbeiten. Die Virneburger kehren schnell in ihr Dorf zurück und suchen sich eine neue Arbeit in der Nähe.

Die 50er Jahre

In diesen Jahren, als Grube Bendisberg und Lampenschirmfabrik für Arbeit sorgen, gibt es in Virneburg keine Arbeitslosen. Die unrentable Landwirtschaft verliert an Bedeutung, sie wird meist nur im Nebenerwerb betrieben. Dagegen entstehen zu Beginn der 50er Jahre eine Reihe neuer Gewerbebetriebe. 1950 legt Bäckermeister Peter Lang sein Geschäft, das ist Bäckerei und Cafe, an die Hauptstraße, zwischen Schule und Lampenschirmfabrik. Im Dez. 1951 eröffnet Ludwig Müller seine Bäckerei an der „Ecke“ von Hauptstraße und Talstraße. Auf dem Mühlenberg hat Franz Schäfer seine Bäckerei. Bei 340 Einwohnern in 71 Häusern finden wir 4 Lebensmittelgeschäfte, Kolonialwarenhandlungen wie man zu der Zeit noch sagt. Bei Heinrich Müller (Hennerech) konnte man zusätzlich auch Eisenwaren, Werkzeug oder Petroleum für die Stalllaternen kaufen. Josef Schüller betreibt vor seinem Geschäft (ehemals Hotel) eine Tankstelle. Michael Schmitt (Heringsmechel, weil er mit Heringen über Land fährt), erbaut im Sommer 1950 ein Lebensmittelgeschäft daneben eine moderne Gaststätte mit Verpflegungs- und Über- nachtungsmöglichkeiten, die er sinnigerweise „zum goldenen Hering“ nennt. Ein Jahr später eröffnet Johann Schmitt an der Hauptstraße den 4. Lebensmittelladen im Ort. Auch er fährt mit einen Verkaufswagen über Land. Außerdem gibt es im Dorf zwei Niederlassungen für Woll- und Kurzwaren. Auf dem Mühlenberg wird 1951 ein Friseursalon eingerichtet. Josef Werner und Eduard Fasen betreiben Holzrückeunternehmen. Josef Müller ist Fuhrunternehmer für die Lampenschirmfabrik. Sein Bruder Johann hat ebenfalls ein Fuhrunternehmen, das im Laufe der Jahre zu einem stattlichen Busunternehmen anwachsen wird. In der Talstraße beendet 1953 Peter Schomisch den Bau seiner Schreinerei, die Schreinerei von Hugo Keppler in der Au steht bereits im Rohbau. Mit Nikolaus Wagner, Reinhold Löhr und Johann Romes gibt es drei Schmiede im Dorf.

Der zunehmende Wohlstand wirkt sich auch auf das Vereinsleben aus. So erfolgt 1951 die Neugründung des Eifelvereins. Für den kulturellen Bereich bildet der Verein eine Theatergruppe. Die jüngeren Mitglieder rufen eine Gesangs- und Mandolinengruppe ins Leben. Im Oktober 1952 hält die Feuerwehr das erste Feuerwehrfest nach dem Kriege ab. Im Saale Keppler veranstaltet die Gemeinde 1953 zum ersten Mal ein „Fest der alten Leute“ . Jugendgruppe, Möhnenverein und Mandolinengruppe sorgen für die Unterhaltung.

Im Nov. 1952 sehen die Dorfbewohner zum ersten Mal die Weihnachtsbeleuchtung auf der Burg. Sie wird heute noch jedes Jahr vor dem 1. Advent aufgebaut. Im Okt. und Nov. 1955 erfolgt eine Verstärkung des Stromnetzes. Holzmaste werden entfernt und kleine Eisenmaste kommen auf die Dächer der Wohnhäuser. Auch die Zahl der Motorfahrzeuge steigt und wird bei einer Einwohnerzahl von 350 Menschen wie folgt angegeben: 5 Lastwagen, 1 Autobus, 2 Traktoren, 9 Lieferwagen, 12 Personenwagen, 19 Motorräder, 14 Mopeds.

Im März 1956 werden sechs Fernsehgeräte im Dorf gezählt. Lehrer Klein stellt in diesem Jahr in seiner Schulchronik den Strukturwandel von einem Bauerndorf zu einem Pendlerdorf fest.

Während in diesem Jahr die Straße von Wanderath – Büchel – Engeln in Betrieb genommen wird, müssen die Virneburger mit ihren Fahrzeugen über einen Feldweg auf dem Mühlenberg zur Pfarrkirche nach Wanderath. In der Kapelle wird die kleine Stahlglocke (zwei Glocken wurden während des Krieges eingeschmolzen) durch zwei Bronzeglocken ersetzt.

Die Lampenschirmfabrik

Bei der Suche nach Arbeit, bekommen für Virneburg zwei Betriebe besondere Bedeutung. Zum einen die Grube Bendisberg, die nach dem Krieg 1948 den Betrieb wieder aufnimmt (siehe oben). Zum anderen ist da die Lampenschirmfabrik Mayan. Am 2. Januar 1947 nimmt sie im Saal des verstorbenen Karl Schmitt die Arbeit auf. Leider brennt im August 1949 der Saal ab. Unverzüglich wird zwischen Hauptstraße und der Straße „Auf der Au“ ein neues Fabrikgebäude errichtet. Quer davor, an der Hauptstraße, entsteht ein stattliches Verwaltungsgebäude, zugleich Wohnhaus für die Familie Mayan, die bis dahin auf dem Sur wohnte. Noch während der Bauzeit wird in den bereits fertig gestellten Räumen gearbeitet. Hauptsächlich arbeiten hier junge Frauen, die die Lampenschirme nähen. Die Männer arbeiten in der Drahtabteilung, wo die Gestelle der Lampen gefertigt werden, oder im Versand. Die Lampen werden von Virneburg per Lkw nach Mayen zum Bahnhof gebracht. Aus allen Dörfern der Umgebung kommen die Arbeitskräfte.

Besonders die Mädchen kommen direkt nach der Schule hierher, ohne eine Ausbildung zu machen. Die Aufwärtsentwicklung geht so rasch, dass 1953 über 100 Arbeitskräfte beschäftigt sind. Sie machen Überstunden, dennoch können nicht alle Aufträge termingemäß ausgeführt werden. Vor Weihnachten 1954 wird trotz Neueinstellungen in zwei Schichten gearbeitet. Im Jahr darauf hat die Firma so viele Aufträge, dass ein Mangel an Arbeitskräften eintritt. Zeitweise werden sogar Nebenstellen eingerichtet, wie z. B. in Kelberg.

Am 17. Feb. 1956 stirbt Ottmar Mayan, der Chef der Lampenschirmfabrik. Seine Frau Margarete übernimmt die Leitung. Die Firma läuft nach wie gut. Die Arbeitskräfte lassen in den Pausen und nach Feierabend so manche Mark in den 4(!) Lebensmittelgeschäften, die das Dorf zu der Zeit hat. Die Messe in Hannover wird regelmäßig besucht und die Auftragsbücher werden gut gefüllt. Dort entsteht auch der Kontakt zu einem späteren Teilhaber an der Firma. Auf sein Betreiben hin wird in Köln ein weiteres Werk errichtet. Im Dorf ist zu hören, dass die Finanzierung dieses Projektes zur Schließung der Firma führt. Trotz guter Auftragslage wird die Produktion in Virneburg im Mai 1977 eingestellt. Aus dem Verwaltungsgebäude wird ein reines Wohnhaus, während die Fabrikhallen leer stehen.

Die Gebäude geraten an neue Besitzer. Vor allem die Fabrikhallen weisen mit den Jahren Verfallsschäden auf. Als 1990 H. W. Liedtke dort ein Museum für modere Kunst errichten will, hofft man im Ort auf Besserung. Aber es passiert nichts, außer dass die Besitzer wechseln. Die Hallen verfallen immer mehr. Im März des Jahres 2005 kann das Dach die Schneelast nicht mehr tragen. Es stürzt ein. Seitdem stehen die Produktionshallen nur noch als Ruinen da.

Die 60er Jahre

In den kommenden Jahren macht sich das Wirtschaftswunder durch Verbesserungsmaßnahmen im Ort bemerkbar. So wird 1960 die Straßenbeleuchtung erweitert. Ein Jahr später wird eine Straße in der Au geschoben. Bis dahin kamen die Anwohner nur über einen schmalen Pfad zu ihren Häusern, die dort in den 50er Jahren entstanden. Auf dem Brauberg entsteht eine neue Straße, weil die Gemeinde Bauland benötigt. Neue Häuser entstehen, die älteren erfahren Renovierungen. Der Ort verzeichnet im Juni 1961 eine Einwohnerzahl von 375.

Die „erste Brücke“, die von einem schrecklichen Hochwasser 1959 weggerissen wurde, wird 1963/64 wieder aufgebaut. Unterhalb des Ortes, am Sur, wird 1964/65 eine Doppelbrücke über die Nitz gebaut. Sie dient vor allem der Holzabfuhr. Bisher musste man unter großer Gefahr durch den Bach und eine sumpfige Wiese fahren. Die Landwirtschaft wird von vielen ganz aufgegeben. Andere legen sich, um Zeit zu sparen, einen kleinen Traktor zu. So zählt man in dieser Zeit 9 Traktoren im Dorf. Von 1965 bis 1966 werden die Ränder der Hauptstraße neu eingefasst, am Ortseingang Oberdorf entstehen 300 m Bürgersteig. Im Juni 1966 beginnt die Fa. Toni Hillesheim mit dem Bau der Kreisstraße von Virneburg nach Freilingen. Endlich hat man einen ordentlichen Kirchweg. 1967 wird die Kapelle renoviert, 1968 erhalten die Straßen „In der Au“ und „Auf der Au“ eine Teerdecke.

Ab den 70er Jahren

Die Baumaßnahmen von Seiten der Gemeinde erfolgen nun in größeren zeitlichen Abständen. So wird 1978 auf dem Mühlenberg ein neues Baugebiet erschlossen. Es erhält den Namen „Burgblick“. Sofort entsteht auch eine rege Bautätigkeit, denn Bauplätze waren bisher Mangelware. Vor allem die jungen Leute bleiben nun im Ort. Gleichzeitig wird im ehemaligen Schulgarten von der Verbandsgemeinde ein neues Feuerwehrhaus gebaut.

In den Jahren 1982/83 erhält der Burgblick eine Teerstraße. Auf Wunsch der Anlieger wird auch schon ein Abwasserkanal in ausreichender Tiefe verlegt.

Wegen starker Baufälligkeit will niemand mehr den Saal Keppler benutzen. Dem Dorf fehlt eine Halle. In der Au, auf einer Wiese unterhalb des Mühlgrabens wird ein Bauplatz geschaffen. Am 6. Mai 1988 feiert der Ort die Einweihung des Gemeindehauses Nun ist endlich ein schönes Gemeinschaftshaus mit Saal, Bühne, Küche und Toilettenanlagen im Dorf vorhanden.

Der Gemeinderat beschließt am 26.5.1992 den Neubau eines eigenen Kindergartens. Am 2. März 1993 erfolgt der Spatenstich für einen eingruppigen Kindergarten mit einer Nutzfläche von 190 m². Am 1. Juli ist Richtfest. Zu Beginn des Schul-/ Kindergartenjahres ist der Bau noch nicht fertig. Dennoch wechseln die Kinder von Wanderath nach Virneburg. Sie sind vorläufig im Gemeindehaus untergebracht. Am 3.12.1993 ziehen 20 Kinder in den neuen Kindergarten ein. Um zwischen Talstraße und Gemeindehaus sowie Kindergarten eine kürzere Verbindung herzustellen, werden im März/April 1994 die Fundamente für eine Fußgängerbrücke gegossen. Darauf entsteht eine Holzbrücke.

In der Talstraße hat Ferdinand Dohr in privater Initiative ein Bauernmuseum geschaffen. 1995 verlässt er Virneburg. Die Gemeinde kauft das Inventar. Die Sammlung wird in der ehemaligen Schule untergebracht.

Am 2. 9.1998 wird in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung der Bebauungsplan-Entwurf für ein neues Baugebiet am Mühlenberg vorgestellt, die Straße trägt inzwischen den Namen „Nitzblick“.

Kanalisierung

Über 200 Personen kommen am 21. Aug. 1996 zu einem Info-Abend in die Gemeindehalle. Es geht um die Kanalisierung der Abwassergruppe Nitzbachtal. 14 Dörfer aus den 6 Gemeinden Acht, Baar, Herresbach, Siebenbach, Virneburg und Welschenbach sind betroffen. Für etwa 2200 Einwohner in 750 Haushalten sollen 24 km Flächenkanäle, 17,3 km Verbindungssammler, 2 Pumpwerke, 4 Regenentlastungsanlagen und eine mechanisch-biologische Kläranlage gebaut werden. Die Kosten werden auf etwa 30 Mio. DM veranschlagt.

Der Spatenstich erfolgt am 9.12.1996. Für die nächsten acht Jahren entstehen in den Ortschaften ständig Baustellen. Aber eine Kanalisation war längstens überfällig. In Virneburg werden die Baumaßnahmen in Etappen durchgeführt. In dieser Zeit müssen die Anlieger manche Unbequemlichkeit in Kauf nehmen. Nur über Umleitungen kommen sie zu ihren Wohnungen. Im Jahre 2000 ist der Brauberg komplett gesperrt. Die Anwohner parken im Ort während in ihrer Straße die Kanalrohre und eine neue Wasserleitung verlegt werden. Ebenfalls im Jahre 2000 erfolgen die Arbeiten am Mühlenberg. Um nach Wanderath zu gelangen, muss man über Baar fahren. Während der Kanalarbeiten an der Hauptstraße wird der Verkehr durch Ampelanlagen geregelt. Hier finden die Arbeiten im Jahre 2003 statt. Mit der St. Joster Straße enden die Kanalisierungsmaßnahmen im Ort, Strom- und Wasserleitungen wurden ebenfalls erneuert. Im Juni 2004 wird die Teerdecke aufgebracht. Damit geht für den Ort die größte Baumaßnahme zu Ende, die nicht nur Verbandsgemeinde und Ortsgemeinde sondern auch die Anlieger tief in die Geldtasche greifen lässt.

Die Kläranlage selbst wird unterhalb von Virneburg gebaut. Hier erfolgte der Spatenstich am 20.4.1998. Bereits am 19.7.2000 wird der Probebetrieb aufgenommen. Virneburg kann zu diesem Zeitpunkt schon 90 % der Abwässer einleiten. Offiziell wird die Kläranlage Nitzbachtal am 20.5.2001 in Betrieb genommen.

Nach den Baumaßnahmen zur Kanalisierung hat manche Straße eine erhebliche Veränderung und Verbesserung erfahren. So bekommen die Straßen „In der Au“ und „Auf der Au“ nach den Arbeiten (1998) statt der Teerdecke nun Verbundpflaster. Auch die Wasserleitung wird erneuert. Vor allem die Talstraße profitiert vom Kanalbau. Bisher war die Asphaltdecke marode und voller Schlaglöcher. Nach der Maßnahme (1999/2000) gibt es nun von der Ecke bis zur Brücke am „Klüftchen“ ein „Altstadtpflaster“.

Strukturwandel in den letzten Jahrzehnten

In den 50er und 60er Jahren kommt für ganz Deutschland das Wirtschaftwunder. Natürlich auch für Virneburg, wie man im Vorausgegangenem lesen konnte. Gleichzeitig muss der Ort aber auch Rückschläge einstecken.
Als erstes wird die Gendarmerie aufgelöst, es folgt das Forstamt. Es kommt ein weiterer herber Verlust. Eine Schulreform lässt viele einklassige Schulen verschwinden. So werden zum 1. August 1970 die Volksschulen in Mittelbaar, Wanderath und Virneburg aufgelöst. Die Schulkinder des 1. – 4. Schuljahres fahren nach Herresbach, die Kinder vom 5. – 9. Schuljahr werden in Nachtsheim beschult. Das Schulgebäude wird nun für Gemeindezwecke benutzt. Es ist Wahllokal, dient „Nicht- öffentlichen Sitzungen“ des Gemeinderates, ist Übungsraum für den Mandolinenclub oder Versammlungsraum der Frauengruppe. Seit 1996 ist dort das Heimatmuseum und seit 2003 auch der Jugendraum und das Gemeindebüro untergebracht. Schließlich wird am 11.11.1995 die Postfiliale geschlossen. Zunächst kommt als Ersatz eine Post-Agentur. Heute gibt es keine Poststelle mehr im Ort.

Nicht nur die öffentlichen Einrichtungen schließen. Beim Wandel vom Bauerndorf zum Pendlerort verschwinden auch viele alte Handwerksbetriebe. Schon lange gibt es keine Schmiede mehr, auch wird im Ort keine Landwirtschaft mehr betrieben. Von den vier Lebensmittelgeschäften existiert keines mehr. Von drei Bäckereien ist nur noch eine übrig geblieben. Holzrückebetriebe gibt es nicht mehr und auch der Fuhrbetrieb wurde aus Altersgründen aufgegeben. Die Tankstelle hat ebenfalls geschlossen.

Manche Betriebe und Unternehmen haben den Wandel überdauert, neue sind entstanden. So entstand aus der Bäckerei Lang zusätzlich eine Gaststätte mit Kegelbahn und Cafe. Die Gaststätten „Zur Post“, „Zur Linde“, „Zum golden Hering“ und „Eifelstübchen“ sind Geschichte. Die Schreinerei Schomisch konnte vor wenigen Jahren an einen Nachfolger übergeben werden. Es gibt sogar vier Dachdeckerbetriebe im Ort. Eine Filiale der Kreissparkasse in der Talstraße hat noch an einem halben Tag in der Woche geöffnet. Es gibt einige Dienstleistungsbetriebe und eine Fahrzeugbaufirma für Sonderfahrzeuge. Nicht zu vergessen sind Ferienwohnungen von denen es einige im Ort gibt.

Der Ort hat zwar seine zentrale Bedeutung verloren, andererseits leben die Menschen in einem Wohlstand wie ihn die Bewohner des Ortes in ihrer Geschichte noch nicht erlebt haben.

© Günter Pung

Das Buch „Entstehung und Entwicklung der Orte der Verbandsgemeinde Vordereifel unter besonderer Berücksichtigung der Erwerbsmöglichkeiten“ (2011 – Herausgeber Verbandsgemeindeverwaltung Vordereifel, 344 Seiten A4) ist bei der Verbandsgemeinde Vordereifel, Kehlberger Straße 26, 56729 Mayen oder beim Ortsbürgermeister in Virneburg erhältlich.
Bilder aus dem Bildband „Virneburg Bilder aus vergangenen Tagen“ (1992 – Herausgeber Ortsgemeinde Virneburg, 140 Seiten A4), ebenfalls erhältlich beim Ortsbürgermeister.

Ausschnitte aus „Entstehung und Entwicklung der Orte der Verbandsgemeinde Vordereifel“
Kapitel Virneburg von Günter Pung

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