Neujährchen
Neujährchen backen ist ein uralter Virneburger Brauch. Die Backformen für die Neujährchen sind aus Holz geschnittene Rauten, die dem Virneburger Wappen nachempfunden sind. Die Rauten wurden mit kirchlichen Motiven ausgeschnitzt. Es gibt einige Familien in Virneburg, die noch die original Backformen für Neujährchen besitzen. Auf einer der Holzrauten ist z.B. die Jahreszahl 1852 eingeschnitzt. Daran kann man erkennen, dass das Backen von Neujährchen eine alte Tradition ist.
Um diesen Brauch nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, möchte ich hier das Rezept aufschreiben:
Zutaten:
– Brotteig
– gemahlene Nelken
– gemahlener Anis
Den Brotteig mit etwas Mehl fester kneten. Dazu die Gewürze geben. Dann den Teig etwa einen Zentimeter dick ausrollen. Die mit Ornamenten verzierten Holzrauten auf den Teig drücken und ausstechen. Der ausgestochene Teig muß umgedreht werden, so dass das Motiv nach unten in den Backofen kommt.
Die Neujährchen wurden, wie der Name schon sagt, um Neujahr gebacken. Mit gesalzener Butter und Honig bestrichen, waren sie etwas Besonderes.
Die Nachbarsleute beschenkten sich gegenseitig damit und wünschten sich ein gutes neues Jahr. Dazu wurden zwei Neujährchen auf der Rückseite mit Honig bestrichen, zusammengeklappt und ins Nachbarhaus gebracht. Die Beschenkten machten es ebenso. Als Neujahrsgruß wurden die Neujährchen auch an Verwandte und auswärts verheiratete Kinder geschickt.
Früher hatten mehrere Familien im Ort einen Steinbackofen, so auch die Mühle. Hier gingen die Nachbarsleute hin und ließen ihr Brot und auch die Neujährchen backen.
So trug sich eines Tages in der Neujahrszeit folgendes zu:
Da sollte ein Mann die l‘ieujährchen in die Mühle zum Ausbacken bringen. Um in die Mühle zu gelangen, musste er den Nitzbach überqueren. Wo heute eine feste Steinbrücke ist, war zu der Zeit nur ein kleiner Steg. Der Mann trug seine Neujährchen auf einem Brett, dem „Dill”, auf der Schulter und wie das Unglück es will, rutschte er auf dem Steg aus und die ganzen Neujährchen fielen in den Bach. So kam er mit leerem Brett in die Mühle und er sagte zum Müller: „Junge‚junge, Mattes, dat os en Sach. Mein leien all on de Bach on de Konne aßen sejähr”
(Junge, Junge, Matthias, das ist eine Sache. Meine liegen alle im Bach und die Kinder hätten sie gerne gegessen).
aus: Virneburger Dorfgeschichte(n) – © 2004 Heimatverein Virneburg, Mathilde Lang